Aktuelles Heft Lebendige Seelsorge

250 Jahre Pastoraltheologie

Pastoraltheologie ist das vielleicht schönste theologische Fach der Welt. Und es wird in diesem Jahr 250 Jahre alt. Grund genug für ein reichhaltiges Themenheft der Lebendigen Seelsorge. Es bewegt sich zwischen fragendem Wissenschaftseros und angefragter Hirtentoxik, gemeindlichem Transformationsstress und theologischen Lockerungsübungen, kirchlichen Seelsorgeämtern und gesellschaftlichem Klimaprotest, dogmatischen Provokationen und ethnografischen Erkundungen, niederländischen Multiidentitäten und muslimischer Seelsorgepraxis. Ein pastoral kreatives und theologisch erfrischendes Abenteuer zwischen Praxisfeldern und Diskursarchiven!











Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Pastoraltheologie ist für mich das schönste Fach der Welt. Denn sie ist nicht nur ein intellektuelles, sondern auch ein existenzielles Abenteuer. Sie verwickelt in einen ganzen Strudel von produktiven Kontrasten: Gott und Welt, Natur und Gnade, Menschen und Mächte, Existenz und Evangelium, Kirche und Gesellschaft. Pastoraltheolog:innen laufen permanent zwischen entsprechenden Praxisfeldern und Diskursarchiven hin und her (lat. „dis-currere“) – sprich: sie führen einen wissenschaftlichen Diskurs über die potenzielle Kreativität dieser Differenz.
Dieses struppige kleine Fach, das so sympathisch unbeirrt auf der theologischen Autorität von pastoralen Erfahrungen besteht, sorgt im akademischen Diskurs für die nötige Frischluft – eine wissenschaftliche ‚Outdoordisziplin‘, die im Gespräch mit alltäglichen Leutetheologien nicht nur am Schreibtisch, sondern auch an der Hotelbar, im Supermarkt oder am Küchentisch entsteht. Sie erkundet diese explorativ, aber auch kritisch. Denn sie eröffnet zu ihren empirischen Feldwahrnehmungen immer auch Erkenntniskontraste von theologischen Archivrecherchen her.
Pastoraltheologie ist daher etwas für multiple, existenziell mehrsprachige Persönlichkeiten, die Menschen und Bücher gleichermaßen lieben. Als fachgewordene Selbsterinnerung der Theologie an ihren konstitutiven (und nicht nur applikativen) Praxisbezug steht sie weniger für eine pastorale Anwendung des Dogmas als für dessen „Umwendung“ (J. S. Drey). Dabei entsteht kein undefinierbares Diskursmischmasch, sondern vielmehr ein kontrastiver Mischdiskurs, der feldbezogene Praxisdiskurse („Theorie der Praxis“) auf kreative Weise mit archivgestützten Diskurspraktiken („Praxis der Theorie“) zusammenbringt.
Im Jahr 2024 wird dieses faszinierende Fach nun 250 Jahre alt. Begründet wurde es 1774 durch Kaiserin Maria Theresia. Dieses Ursprungsnarrativ zeigt, dass Pastoraltheologie nicht nur frisch und fromm, fröhlich und frei ist – sondern auch „k. und k.“: klerikal und kolonial. Das Jubiläum erfordert daher auch eine Selbstaufklärung des Fachs über die eigene Schuldgeschichte (inkl. der missbrauchsgefährdeten Hirtenmetapher in seinem Namen) – so wie auch Kirche und Gesellschaft, denen es sich als ein mitgehendes ‚Außen‘ solidarisch verbunden weiß, dringend einer synodalen Selbstbekehrung in der Missbrauchskrise bzw. einer politischen Wendezeit in der Zeitenwende bedürfen.

Sie können gespannt sein!

Das meint Ihr:

Christian Bauer


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Inhaltsverzeichnis

Spieberg, Sprechen Sie pastoraltheologisch.pdf

Der neue Flyer

https://www.echter.de/pix/download/ls_falter_2020_rz.pdf

 
 
 
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